26.05 - 04.06.2012
Während Baloo auf dem Schiff ist, testen wir eine andere Art des Reisens per Rucksack und bewegen uns mittels Flugzeug und Bus fort. So besuchen wir die historischen Highlights von Äthiopien und bekommen einen interessanten Einblick in die reichhaltige Kultur dieses Landes. Bereits am Flughafen in Addis Ababa werden wir stolz darauf aufmerksam gemacht, dass Äthiopien nie richtig kolonialisiert werden konnte. Es ist ein ganz anderes Afrika!
Das nördliche Äthiopien ist von Gebirgen geprägt, steinig und kahl. Zu dieser Jahreszeit ist alles extrem trocken und unwirtlich, so dass wir uns fragen, wie hier überhaupt etwas wachsen kann.
Tef, ein Korn aus dem das Hauptnahrungsmittel Injera hergestellt wird, scheint es aber in Hülle und Fülle zu geben. Jedenfalls ist dies die Grundlage für jede Mahlzeit; Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Dies ist etwas gewöhnungsbedürftig, da dieses Fladenbrot sauer schmeckt. Anfänglich fanden wir noch Gefallen daran, wurden dann aber so richtig krank und mussten unsere in Mitleidenschafft gezogenen Bäuche mit Antibiotika behandeln. Die Nahrungsaufnahme wurde danach schwieriger, da das Injera einfach allgegenwärtig ist...
Bei Bahir Dar besuchen wir die Quelle des blauen Nils, der sich in Khartoum mit dem weissen Nil von Uganda trifft und tausende Kilometer Richtung Norden ins Mittelmeer fliesst. Der sanfte Fluss ergiesst sich über eine Schwelle, bildet einen schönen Wasserfall mit Regenbogen und gibt uns eine erfrischende Dusche. Bevor jedoch das Wasserkraftwerk gebaut wurde, muss dies ein eindrücklicheres Naturschauspiel gewesen sein.
Per Boot fahren wir auf dem Lake Tana, dem grössten See von Äthiopien, zu den Klosterinseln. Viele dieser Kloster sind aus dem 16. Jahrhundert oder noch älter und geben uns einen ersten Einblick in den unglaublich starken Glauben der orthodoxen Christen. Die Klosterwände sind bemalt mit Bildern aus der Bibel und mit Geschichten über Legenden und Mythen aus alten Zeiten.
In der legendären Stadt Gonder wandeln wir auf den Spuren der früheren Könige und besuchen die gut erhaltenen Überreste der royalen Gemäuer aus dem 17. Jahrhundert. Wir können uns nur wage vorstellen, in welchem Reichtum die Monarchen und Adligen damals gelebt haben, bis das Königreich zusammengebrochen ist.
Unsere Monument- und Kirchenbesichtigung wird mit einer Wanderung in den Simien Bergen aufgelockert. Diese 4000m hohe massive Gebirgskette des Rift Valleys besticht mit einer atemberaubenden und dramatischen Landschaft. Hier sind die Gelada Baboons, oder auch bleeding Heart Baboons genannt, zu Hause. Sie sind bekannt für ihr komplexes Kommunikations- und Sozialsystem. Wir beobachten diese faszinierenden, haarigen und Löwen ähnlichen Kreaturen eine ganze Weile. Wir wiederum werden immer wieder von Kindern und Jugendlichen beobachtet...
Aksum war im 1. Jahrhundert n.Ch. das mächtigste Königreich der alten Welt und dominierte für fast 1000 Jahre als grosses und wohlhabendes Handelszentrum. Dementsprechend wurden markante Monumente errichtet, die noch heute als Unesco World Heritage Site bestaunt werden können. Es ist spannend zu erfahren, wie sich Geschichte zwar wissenschaftlich erklären lässt, aber die alten Legenden weiter leben und die Fantasie beflügeln. Es soll hier in einer kleinen Kapelle sein, wo die Bundeslade ruht, die Moses mit den zehn Geboten vom Sinai Berg in Ägypten runter getragen hat. Viele Geheimnisse sind noch ungeklärt und wir fühlen uns beinahe wie in einem Film von Indiana Jones...
Danach mischen wir uns ins bunte und quirlige Treiben des Marktes und sind froh, doch endlich mal ein paar Früchte und etwas Gemüse zu entdecken. Das Hauptangebot besteht aber auch hier aus Tef...
Bei gutem äthiopischen Kaffee (schliesslich wurde hier der Kaffee entdeckt!) lassen wir in Addis Ababa all unsere Eindrücke von Äthiopien nochmals revue passieren. Historisch und religiös hat dieses Land unglaublich viel zu bieten! Um die ganze Komplexität aber wirklich verstehen zu können, müsste man wohl ein Studium betreiben. Wir waren beeindruckt, wie stark der christlich orthodoxe Glauben in den Menschen verankert ist und ihr Leben beeinflusst und leitet. Das Land hat einen unglaublich einzigartigen kulturellen Reichtum. Es ist mit seiner eigenen Schrift, Zeit und Kalender wie eine ganz andere Welt. Äthiopien unterscheidet sich markant von den anderen afrikanischen Ländern, die wir bisher bereist haben! Wir haben nette und gastfreundliche Personen kennen gelernt, die uns wertvolle Informationen und Impressionen über ihr Land geben konnten. Wir fanden es jedoch recht anstrengend immer wieder ohne Rücksichtnahme auf Privatsphäre von Leuten umringt zu werden und die tägliche Bettelei war schwierig auszuhalten. Wir fühlten uns in diesem Land nicht wirklich willkommen. Aber wie sagt man so schön? Andere Länder, andere Sitten. Und hier scheinen nochmal ganz andere Werte zu gelten. Aber deshalb reist man schliesslich ja auch, um ganz Neues zu entdecken. Und wir werden die schönen Erinnerungen mitnehmen.